IMG 20220924 WA0024 01 copyDas dritte Stammtischtreffen in 2022 von Deaf Ohr Alive  NRW, der jungen Selbsthilfe des CIV NRW e.V.

Ein Bericht von Ann-Catrin Gruber

Am Samstag den 24.09.2022 war ich sehr aufgeregt, denn ich sollte das erste Mal bei einem Stammtisch von DOA NRW teilnehmen. Einer der Organisatoren, hat mich über vier Jahre hinweg immer wieder Einladungen zu unterschiedlichen Veranstaltungen zugesendet. Dieses Mal war das erste Mal, dass ich mir keine Ausrede ausdenken konnte.

 Nervös zupfte ich mir den Pony im Rückspiegel zurecht und sprach mir selbst noch einmal Mut zu: „Sie sind alle wie du… Sie hören alle schlecht.“ Zügig, damit ich keinen Rückzieher machen konnte, stieg ich aus meinem Auto aus und lief schnurstracks auf das Lokal „Hopfen und Salz“ in Dortmund zu. Eine kurze Treppe führte mich hinauf in den extra angemieteten Saal und ich sah in 15 mir unbekannte Gesichter. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Als gnadenlos introvertierte Person wusste ich natürlich nicht, wie man sich vorstellt. Also stammelte ich ein kleinlautes „Äh…Hallo…“, was sofort von einer jungen Frau mit einem sehr lauten und mindestens genauso herzlichen „Herzlich willkommen! Setz dich doch!“ erwidert wurde.

Ich setzte mich an den hinteren der beiden runden Tische und wollte erstmal durchatmen. Gefühlt war meine soziale Interaktionsenergie wieder aufgebraucht. Sofort wurde ich von mehreren Seiten gefragt, wer ich bin, was ich für eine Hörstörung habe und worauf man bei der Kommunikation mit mir achten muss. Ich war überrascht. Im besten Fall denken sich Menschen, dass sie mich anschreien müssen. Aber kaum jemand fragte bisher, was ich brauchte. Nachdem diese grundlegenden Spielregeln geklärt waren, machte ich mich darauf gefasst, dass sich alles darum drehen würde, wie schlecht wer hört. Aber so war es nicht.
Die Gespräche drehten sich um den Alltag, Haustiere, besondere Erlebnisse und was ein:e potentielle:r Partner:in mitbringen muss, um bei einem zu landen. Es wurde diskutiert, was jetzt besser ist: Hund oder Katze? Natürlich wurde man sich nicht einig, dafür wurde aber viel gelacht. „Hunde sind doch langweilig.“, meinte eine freundliche Frau. „Meine Katze hat regelmäßig ihre fünf Minuten und das muss man sich mal angucken. So viel Quatsch kann ein Hund gar nicht machen.“ Wenn du wüsstest, dachte ich mir. Mein Hund denkt sich auch immer wieder neuen Mist aus. Bei einer Sache waren wir uns aber einig. Die Tiere werden bei allen heiß und innig geliebt.

Viel gelacht habe ich auch als es darum ging, was Personen mitbringen müssen, um das eigene Herz zu erobern. Normaler Weise hört man dann Dinge wie „Er muss ein reines Herz haben!“ oder „Sie muss unheimlich lustig sein und mich zu lachen bringen.“ Oder dass man dem persönlichen Typ entsprechen muss. Hier aber nicht. Eine Teilnehmerin war sich sicher „Er muss putzen können!“. Sie nickte noch einmal, als würde sie ihre eigene Aussage noch einmal bestätigen. „Putzen?!“, fragte ich in der festen Annahme mich verhört zu haben. „Ja! Nichts ist schlimmer als wenn alles dreckig ist.“ Da muss selbst ich zustimmen. Schnell entwickelte sich diese Aussage zu einem Running Gag und alle Männer wurden gefragt, ob sie gerne putzen und wenn ja, wie ordentlich sie dabei vorgehen.

Was soll ich sagen? Die heterogene Gruppe hatte alles zu bieten, was man sich wünscht! Bei den mannigfaltigen Gesprächen fühlte ich, wie sich meine Energiebalken für soziale Interaktion vollständig aufluden und darüber hinaus noch wuchsen. „Es ist halt so.“ erklärte mir später einer der Organisatoren. „Das hier ist wie eine Tankstelle. Du kannst deine Energie wieder auftanken und bist gewappnet für den Alltag.“ So kam es, dass ich einen Abend voller Spaß, netter Gespräche, gutem Bier und leckeren Essen genoss.

Mittlerweile bin ich stolzes Mitglied des CIV NRW e.V. und bereite mich gerade auf das NinFly Event in Münster vor. Der Verein lässt sich nämlich nicht Lumpen und bietet immer wieder tolle Veranstaltungen in verschiedenen Städten, damit die Energie stets auf höchsten Level bleibt.

Ann-Catrin Gruber

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